Was für eine Webseite brauchst Du?

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In letzter Zeit habe ich ein paar Web­seiten für ziem­lich unter­schied­liche Leute, Pro­jekte und Unter­nehmen gemacht, und dabei ist mir wieder einmal aufge­fallen, dass nicht alle das Gleiche brau­chen, weil nicht alle das gleiche Ziel haben.

In diesem Artikel zeige ich Dir Beispiele für ver­schie­dene Ziele und einen passen­den Seiten­aufbau, so dass Du über­legen kannst, was Deine eigene Seite Dir idealer­weise bringt und wie sie dafür auf­gebaut sein muss.

Arten von Webseiten

Es gibt große, kleine, dicke, dünne…, aber der Umfang Deiner Web­seite spielt erstmal keine Rolle. Ganz grob gibt es zwei Arten von Web­seiten:

  1. primär informative, wo sich die Besucherinnen haupt­sächlich Infos ab­holen sollen bzw. wollen,
  2. primär aktionsauslösende, wo die Besucherinnen im Idealfall aktiv werden (und sich zum Beispiel als Neu­kundinnen melden).

Daher ist die wichtigste Frage:

Was willst Du erreichen?

  • Willst Du mehr Kontaktanfragen?
  • Willst Du dass Dich Leute direkt per Formular buchen?
  • Willst Du es Leuten einfach machen, Deine Produkte auf Märkten und im Laden zu finden?
  • Willst Du, dass sich Leute in Deinen Online-Terminkalender eintragen?
  • Willst Du Dich als Rednerin/Fachfrau etablieren?
  • Willst Du mitbestimmen, welche Geschichte das Internet über Dich erzählt?

Meistens ist es eine Mischung. Was ist das Wichtigste für Dich? Und was ist die wichtigste Aktion für Besucherinnen?

Startseite/Onepager darauf ausrichten

Wenn Du weißt, was Deine Webseite Dir idealer­weise bringen soll, dann bau sie so auf:

  1. Fang am Ende an: die wichtigste Aktion steht ganz unten (Formular, Button, Link zum Online-Terminkalender etc.)
  2. Ganz oben: Dein Aufmacher, den man als aller­erstes sieht, wenn man Deine Web­seite aufruft, muss dafür sorgen, dass Du die richtigen Leute ansprichst (und die falschen nicht!)
  3. Nach der allgemeinen Ansprache: sprich die Wünsche, die Bedürf­nisse, den Zustand der Weiter­lesenden an, indem Du Ihnen eine Wunsch­erfüllung ausmalst („Drückst Du Dich auch jedes Jahr vor der Steuer­erklärung, solange es geht? Was wäre wenn Du dafür wirklich nur drei Zauber­knöpfe drücken müsstest…?“)
  4. Es folgt Dein Angebot: wie DU diese Wunsch­erfüllung möglich machst
  5. Erkläre Deinen Prozess: wie GENAU erfüllst Du diesen Wunsch, was muss dafür pas­sieren, welche Schritte müssen ge­gangen werden?
  6. Zeig Dich: Wer bist Du, was sind Deine Kompetenzen?
  7. Der logischer Abschluss: ein „CTA“ (call to action, „Aufruf zur Handlung“) – was kann Deine Besu­cherin jetzt gleich und sofort tun, um der Wunsch­erfüllung durch Dich einen Schritt näher zu kommen?

Aufbau-Beispiel: Beraterin

Stell Dir vor, Du berätst kleinere Unter­nehmen zum Thema Digi­tali­sierung. Dann könnte das Kon­zept für Deinen One­pager so aussehen:

  1. CTA (Dein Ziel): passende Besucherinnen Deiner Web­seite sollen Dich für ein Kennen­lern­gespräch kontaktieren.
  2. Der passende Aufmacher: Foto von einem Team in einem netten Büro mit einem klugen Spruch (am besten mit Feedback von Ziel­gruppe ausarbeiten).
  3. Beschreibung der Wunsch­erfüllung: zum Beispiel eine kurze Geschichte von Problemen, die Dir im Alltag der Menschen, die Du berätst, häufig begegnen.
  4. Dein Angebot: was ist (meistens) der Knack­punkt und wie löst Du den?
  5. Dein Prozess: was genau braucht es dafür? Weil man das von Fall zu Fall klären muss, machst Du immer erstmal ein kosten­loses Kennen­lern­gespräch, in dem die Bedürf­nisse geklärt wer­den und die Zusam­men­arbeit defi­niert wird. Erwähne ein oder zwei Bei­spiele von Ab­läufen bei häufigen Themen, damit sich Deine poten­zielle Kund­schaft ein Bild machen kann.
  6. Sag wer Du bist und was Du kannst: Was hast Du (evtl.) an „beschei­nigten“ Kompe­tenzen, und was ist Deine Moti­vation? Wie bist Du dazu ge­kom­men genau das zu machen, warum ist es Dir wichtig? Wenn Du welche hast, sind hier „Stimmen anderer“ bzw. Referenzen gut aufgehoben.
  7. Der stimmige, logische Abschluss: Dein Anfrage­formular (plus sonstige Kontaktinfos)

Beispiel: Handwerkerin

Nicht alle Leute wollen oder brauchen mehr Kontakt­anfragen – vielleicht willst Du sogar eher weniger An­fragen, weil Du Hand­werkerin bist und lieber in Deiner Werk­statt arbei­test, statt Dich mit Deinem Computer abzu­mühen. Das ist völlig legitim! Auch hier hilft Dir die richtig aufge­baute Webseite weiter.

Sagen wir, Du bist fast jedes Wochen­ende auf Märkten in ganz Deutsch­land unter­wegs und verkaufst ansonsten aus Deiner Werk­statt mit Mini-Schaufenster, wenn Du da bist und jemand vorbei­kommt. Die meiste Arbeits­zeit brauchst Du aber tat­säch­lich für die Produktion.

  1. Dein Ziel ist primär Information:
    • Leute sollen jederzeit aktuell und mindestens ein halbes Jahr im Voraus über die nächsten Markt­termine Bescheid wissen, damit sie Dich dort finden können und nicht anrufen oder mailen müssen, um Dich zu fragen, ob Du dieses Jahr auch wieder auf dem Markt in Schwein­hausen bist oder nicht.
    • Eventuell willst Du sie auch infor­mieren, wann Du üblicher­weise im Laden bist; oder auch wann dieses oder jenes Produkt von Dir wieder erhält­lich sein wird, wenn das Dein Dauer­brenner ist und Dir das Material ausge­gangen ist. Natür­lich soll sich Deine Kund­schaft trotz­dem bei Dir melden, wenn sie was kaufen wollen, aber im Optimal­fall nur dann.
  2. Dann gilt wieder: Wen willst Du ansprechen? Für wen sind Deine Sachen das Richtige? Der Aufmacher muss auf diese Menschen genau abge­stimmt sein. Zeig ein paar richtig gute Fotos von Deinen Pro­duk­ten, die die Leute ins Schwär­men bringen: „oooooh wie schön das brauch ich!“
  3. Der Wunsch der Leute sind Deine schicken Sachen, und diesen Wunsch erfüllst Du am einfach­sten und schnellsten auf den Märkten. Also kommt als nächstes Dein Kalen­der mit Terminen, dann even­tuell Infos zu Deinen Werkstattzeiten.
  4. In diesem Fall ist schon klar, dass sie diese Sachen nur von Dir bekommen – even­tuell kannst Du an dieser Stelle etwas dazu sagen, warum sich Dein Hand­tuch­halter von allen anderen Hand­tuch­haltern dieser Welt unter­scheidet (höchst­wahr­schein­lich quali­tativ, und/oder es ist ein Unikat, oder vielleicht auch prak­tischer, weil Du Dir was ausge­dacht hast usw.).
  5. Deinen Prozess musst Du in diesem Fall nicht erklären, aber ein kleiner Blick in die Werk­statt ist oft super interes­sant! Passt auch zum nächsten Punkt:
  6. Erzähle definitiv was über Dich! Menschen lieben Ge­schich­ten, erst recht per­sön­liche, und eine interes­sante Ge­schichte kann viel dazu bei­tragen, dass sich jemand ent­schließt, ein Produkt von Dir zu kaufen. Hast Du außer­dem Zitate oder gar Fotos von glück­lichen Leuten, die schon was gekauft haben? Super!
  7. Zum Schluss machst Du eine kleine Kontakt­info mit „Noch Fragen? Hier anrufen“ oder was auch immer Du anbie­ten möch­test, aber nicht in groß und fett und prom­inent. Und ganz ehrlich, wenn Du mit Deinem Com­puter sehr auf Kriegs­fuß stehst und nur alle zwei Wochen wider­strebend mal in Deine Mails schaust, dann schreib dazu, dass Du tele­fo­nisch deut­lich besser er­reich­bar bist. (Falls das auch schwierig ist, würde ich Dir tat­säch­lich empfeh­len, für zwei bis vier Stunden in der Woche jeman­den Dein Sekre­tariat machen zu lassen – das rechnet sich unter dem Strich garantiert.)

Eine Seite oder mehrere?

Dieser Struktur sollte ein One­pager auf jeden Fall folgen, aber auch wenn Du mehrere Unter­seiten für Deine Web­seite hast, sollte Deine Start­seite so aus­sehen. Du kannst dann zusätzlich an den jewei­ligen Stellen auf die ent­spre­chenden Unter­seiten verlin­ken – wieder­hole dann aber nicht einfach auf der Unter­seite das, was auf der Start­seite steht, sondern denke Dir was Neues aus.

Diese Grundstruktur für Onepager und Start­seite hilft Dir auch sehr dabei, Deine Seite aufzu­bauen: fang mit einem Onepager an, und wenn Du fest­stellst, dass Du wirk­lich mehr zu sagen hast, baust Du nach und nach die Unter­seiten auf. Sobald dann alle fertig sind, verlinkst Du sie auf der Start­seite und stellst die Navigation von Anker­links auf der gleichen Seite zu mehr­seitigem Menü um. (Voraus­setzung dafür ist natürlich, dass Dein System und Dein Theme das so her­geben – meine Systeme sind logischer­weise darauf ausgelegt.)

Natürlich viele Varianten…

Das waren jetzt nur zwei Beispiele von vielen Möglich­keiten, und es kommt hier defi­nitiv auch auf die Details an. Oft klemmt es zum Beispiel schon beim Auf­macher: wenn sich am Anfang der Seite gar nicht die rich­tigen Leute ange­sprochen fühlen, dann hilft alles, was Du weiter unten logisch und folge­richtig schreibst nichts, weil sie weg­klicken und nicht weiter­lesen. (Das ist ein ziem­lich häufiges Problem.)

Trotzdem hast Du jetzt hoffent­lich ein paar Ideen für Deine Web­seite. Das Schema ist ziemlich logisch, wenn man ganz hart von der Sicht­weise einer noch unbe­kannten aber poten­ziellen Kundin aus­geht, die zufällig auf Deiner Seite landet: Was hat die für Probleme oder was beschäftigt sie? Was will sie wissen? Was will sie als erstes wissen? Was als nächstes? Undsoweiter.

Ich empfehle Dir auch sehr, mal anderer Leute Web­seiten (Onepager, Start­seiten und auch Landing Pages) anzu­schauen, wie die das so machen – Du wirst dieses Schema sehr oft in ganz verschie­denen Vari­an­ten umge­setzt finden. Welche davon funk­tionieren für Dich als poten­zielle Kundin und welche nicht? Was brauchst Du selbst für eine Kauf­ent­scheidung? Was für Web­seiten machst Du nach einem kurzen Blick sofort wieder zu?