Social Media 3: Willkommen im Fediverse!
Großer Zulauf aus aktuellen Anlässen
Ich hab’s schon lang und breit im letzten Artikel geschrieben: seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat das Fediverse vor allem in Form von Mastodon sehr viele neue Leute gewonnen, jetzt mit den aktuellen Änderungen bei den Meta-Plattformen ist es bei Pixelfed (der Instagram-Alternative) ähnlich – so massiv, dass Links zu Pixelfed auf Instagram und Facebook übrigens nicht gesetzt werden können, die werden hart wegzensiert. Es ist also leider schon gar nicht mehr so einfach wie ich geschrieben hatte mit dem Wechsel zu einer anderen Plattform und den Info-Posts auf der alten… Ich persönlich finde das eher einen weiteren guten Grund, Instagram und Co. den Rücken zu kehren.
Aber in diesem Artikel geht es jetzt wirklich um das Fediverse, und wie und wo Du dort ein neues Online-Zuhause finden kannst!
Ein paar Grundprinzipien zum besseren Verständnis
Das Fediverse funktioniert wie gesagt grundlegend anders als die konzerngesteuerten sozialen Medien, nämlich dezentral. Dazu möchte ich ein paar Eigenheiten kurz erklären.
Software, Instanzen & Apps
Zum einen gibt es da die jeweils verwendete Software, das ist zum Beispiel Mastodon oder Pixelfed oder Friendica oder Akkoma oder Lemmy oder oder oder. Diese Software läuft auf einer sogenannten Instanz, das ist ein Server im Internet, bei dem man sich für ein Konto für diese Software anmelden kann. Hier ist der entscheidende Unterschied zu Konzern-Netzwerken: es gibt eben nicht eine zentrale Adresse, über die alles läuft (facebook.com, instagram.com), sondern viele einzelne, die aber miteinander „reden“.
Und dann gibt es noch Apps fürs Handy, mit denen je nach App ein oder auch mehrere solcher Fediverse-Konten angeschaut und benutzt werden können. Diese Apps sind aber optional, denn alles geht auch über die Webseite der jeweiligen Instanz – wie bei den herkömmlichen Social Media-Seiten auch.
Profile & ihre Bezeichnungen
Durch diese Verwendung verschiedener Instanzen statt nur einer zentralen Adresse ist es notwendig, dass der Name der Instanz Teil Deines persönlichen Profils ist – sonst wissen die Computer ja nicht, wo genau sie Dich finden sollen. Ich zum Beispiel habe mein Mastodon-Konto auf einer Instanz namens chaos.social, und mein Nutzername ist „netzhexe“. Also findet man mich im Fediverse mit dem Profilnamen „@netzhexe@chaos.social“. Das sieht fast aus wie eine Mailadresse, außer dass ganz vorne nochmal ein @ steht (eben damit niemand denkt, es sei eine Mailadresse).
Der Instanzname ist also fester und wichtiger Bestandteil Deines Fediverse-Namens. Mir persönlich gefällt das, denn es gibt sehr coole Instanznamen! Ich bin bei chaos.social gelandet, weil da die Haecksen sind, aber ich finde, dass es auch super zu mir passt. Diese Instanznamen können eine gewisse Gruppenzugehörigkeit anzeigen (in meinem Fall eine Nähe zum Chaos-Computer-Club-Umfeld), aber sie können auch relativ generisch sein, z. B. im Fall der Instanz mastodon.de.
Föderation: die Software ist zweitrangig
Durch die vielen verschiedenen Instanzen fühlt sich das Fediverse vielleicht erstmal ein bisschen zerstückelt an. Hier kommt das zweite spannende Unterscheidungsmerkmal zu Facebook & Co. ins Spiel: Föderation (engl. „federation“, daher der Begriff Fediverse). Föderation heißt, dass alle diese Instanzen miteinander kommunizieren können und Posts, Profilinfos undsoweiter austauschen – und jetzt kommt der Knackpunkt: die verwendete Software der Instanz, also Mastodon oder Pixelfed etc., ist dabei egal. Solange die Software das ActivityPub-Protokoll verwendet, können die Instanzen sich austauschen.
Das heißt ganz konkret, dass ich von meinem Mastodon-Konto aus auch Profilen folgen kann, die zu Pixelfed gehören. Oder zu Friendica. Oder zu Akkoma, oder oder oder. Die werden dann auf meiner Instanz-Webseite oder in meiner App so dargestellt wie andere Profile auch, und ich kann genauso auf den Folgen-Button klicken und sehe dann ihre Posts (die auf Mastodon übrigens „Tröts“ heißen, was ich sehr putzig finde) genauso wie meine eigenen oder die von anderen Leuten auf meiner Heimatinstanz.
Tatsächlich funktioniert das so unkompliziert, dass ich schon mehrfach Leuten gefolgt bin, nur um irgendwann viel später festzustellen, dass sie mit einer mir völlig unbekannten Software unterwegs sind. Sharkey? Was ist das denn?! Egal, folgen klappt, und ich muss gar nicht wissen, was andere Leute benutzen.
Die kleinen feinen Unterschiede
Ganz egal ist es natürlich dann doch nicht, denn sonst gäbe es ja gar nicht so viele verschiedene Software (plus Varianten!). Erstens sieht alles je nach Software ein bisschen anders aus, und ich habe genug ausprobiert, um sagen zu können, dass ich nicht alle Plattformen gleich mag. Einige liegen mir mehr als andere, und das wird bei anderen Leuten teilweise genau andersrum sein.
Zweitens könnte man vielleicht am ehesten sagen, dass der Schwerpunkt jeweils ein bisschen anders gesetzt wird. Mastodon zum Beispiel lässt standardmäßig maximal 500 Zeichen pro Tröt zu (kann pro Instanz aber anders eingestellt sein). Und Pixelfed als Insta-Alternative besteht auf mindestens einem Bild oder Video pro Post.
Das heißt im Umkehrschluss, dass ich von meinem Pixelfed-Konto aus zwar ein Mastodon-Profil anschauen kann, aber ich sehe dort nur die Posts, die ein Bild dabei haben. Ebenso wenn ich einem Mastodon-Profil folge, sehe ich nur die Posts mit Bild, keine reinen Text-Tröts, die auf Mastodon wiederum eher der Standard sind. Und von meinem Mastodon-Profil aus sehe ich Pixelfed-Posts problemlos, aber wenn ein Post mehr als vier Bilder hat, werden die restlichen auf Mastodon nicht angezeigt. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Friendica anscheinend keine Umfragen kann – die werden nur als Listenpunkte angezeigt, man kann aber nicht teilnehmen.
Entwicklungen & Varianten sind zu erwarten
Ein paar dieser Eigenheiten sind sicher Absicht, und einige könnten sich in absehbarer Zeit noch ändern. Perfektion ist generell etwas, was bei quelloffener Software als Ziel nicht gut funktioniert, einfach weil man sich da ja einig sein müsste, was denn „perfekt“ wäre… und wie wir wissen, haben verschiedene Menschen da in aller Regel unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen!
Das ist einer der Gründe, warum es so viele verschiedene Fediverse-Software gibt. Zum einen gibt es eben diverse Software in Anlehnung an die bestehenden, geschlossenen Plattformen, aber es gibt von diesen dann auch nochmal Varianten. Denn quelloffene Software heißt: wenn mir die aktuelle Umsetzung nicht gefällt, dann kann ich eine Kopie davon machen und anschließend meine eigene Version entwickeln. So entstand Akkoma aus Pleroma, Ecko und Decodon aus Mastodon, Sharkey und Firefish aus Misskey, Iceshrimp aus Firefish, … aber das führt hier zu weit und muss Dich auch gar nicht interessieren.
Ich will hauptsächlich sagen, dass all diese Software sehr aktiv entwickelt wird, und es wird immer wieder sowohl den Fall geben, dass jemand eine neue Variante von einer bestehenden Software macht, als auch den, dass ein solches Projekt einschläft oder explizit wieder eingestampft wird. Und auch das ist nicht weiter schlimm, denn die Plattformen lassen Dich sowohl Deine Inhalte als auch Deine Gefolgschaft ex- und importieren. Du bist an keine der Plattformen faktisch gebunden – ein Umzug ist Arbeit, aber völlig im Bereich des Möglichen.
Ein Profil oder mehrere?
Unter Umständen macht es Sinn, für jede Plattform ein eigenes Profil zu erstellen, also so wie auf den Konzern-Netzwerken auch. Aber es ist im Fediverse schlicht und einfach nicht nötig, nur um Leute auf anderen Plattformen zu erreichen. Wie ich schon sagte, können alle Deine Posts auf Pixelfed ja auch völlig problemlos von Mastodon-Profilen abonniert und gesehen werden – Du musst also keine separaten Profile anlegen.
Wenn Du primär beruflich, oder jedenfalls primär mit nur einem Thema im Fediverse unterwegs sein willst, würde ich Dir raten, erstmal mit einem Profil auf der Plattform anzufangen, die Dir am ehesten passend scheint, und dann zu schauen, wie es sich entwickelt. Dazu aber gleich noch mehr in der Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Meine eigenen Erfahrungen
Ich zum Beispiel habe mehrere Profile und finde noch heraus, wie das alles zusammenpasst und was für mich am besten funktioniert. Angefangen habe ich Ende 2021 mit Pixelfed: Instagram ging mir auf die Nerven, und ich hatte es nur zu ganz persönlichen Zwecken, nämlich um jederzeit eine schicke Übersicht über all meine kreativen Tätigkeiten und fertigen Projekte zu haben. Das baut mich nämlich gelegentlich sehr auf, all diese Dinge auf einen Schlag zu sehen. Ich zog also meine elfeinhalb Instagram-Posts von Hand um (mittlerweile gibt es eine Import-Funktion) und bin sehr glücklich damit, weil es für diesen Zweck wirklich stressfrei perfekt passt. Hier kannst Du schauen was ich meine: Annas Pixelfed-Profil
Dann kam Mitte 2022 Mastodon dazu, da bin ich seit ca. 6 Monaten sehr aktiv. Es funktioniert für mich super als kurzer Nachrichten- und Infokanal sowohl zu technischen Themen, die mich interessieren, als auch zu Netzpolitik und regionalen Nachrichten und Aktivitäten. Auf Mastodon ist richtig viel los, ich bin regelmäßig erstaunt, wie viele und welche Leute sich da alles tummeln. Hat aber auch den Nachteil, dass es sich bisweilen „kurzatmig“ anfühlt und ich bewusst entschleunigen und manchmal das Handy einfach weglegen muss.
Speziell für diesen Artikel habe ich Friendica kürzlich ausprobiert. Um es kurz zu machen, ich habe dort nicht so viel tatsächlich gemacht, denn zum einen hatte ich kein Thema, keinen Zweck für diesen Account, und wüsste nicht was ich da posten sollte, was ich nicht schon auf Mastodon poste. Zum anderen sieht das Ding extrem wie Facebook aus, und Facebook mag ich persönlich echt überhaupt nicht. Die Abneigung ist eher unbegründet, aber ziemlich stark. Aber positiv: in den Friendica-Einstellungen konnte ich die Daumen-runter-Funktion ganz einfach abstellen, das fand ich dann schon gleich viel besser.
Und schließlich begegnete mir Sharkey, da bin ich immer noch am Ausprobieren. Ich wollte noch ein extra Profil für einen Interessensbereich haben, der nicht so richtig gut zu den technisch-sozialpolitischen Dingen passt, und außerdem ein Profil, auf dem Politik und die Probleme der Welt einfach mal nicht stattfinden. Eine gemütliche „Bubble“ für die Tage, an denen mir diese Dinge zuviel sind oder ich einen Rückzugsraum brauche.
Was ich noch austariere: Dadurch dass alle miteinander reden können, fehlt die klare Zuordnung, wo es was gibt (z.B. auf Facebook sind die Muttis, auf TikTok sind die Jungen, auf tumblr sind die Freaks). Das macht es aus meiner Sicht ein bisschen schwieriger, meine Leute und mein Format zu finden. Aber das Experimentieren macht mir viel Spaß, und die Stimmung im Fediverse ist generell sehr freundlich und willkommenheißend, oft witzig, und natürlich gibt es auch hier jede Menge schnuffige Katzen.
Dein Einstieg ins Fediverse, Schritt für Schritt
Wenn Du bis hierhin gelesen hast, interessiert Dich das Thema vielleicht genug, um es einfach mal auszuprobieren. Ich habe dieses Experiment hier in möglichst überschaubare Schritte zerlegt:
1. Entscheide Dich für eine Software
Fang nicht mit was Obskurem an, das führt am Anfang eher zu Verwirrung.
- Hast Du immer mindestens ein Bild oder ein Video? Funktioniert Instagram vielleicht bisher schon gut für Dich? Dann starte am besten mit Pixelfed.
- Schreibst Du meistens eher kurze Nachrichten unter 500 Zeichen, optional mit Bild oder auch einem kleineren Video? Auf zu Mastodon – das hat im Moment auch noch den großen Vorteil, dass es die bei Weitem bekannteste Fediverse-Plattform ist.
- Magst Du Facebook, und passt ein flexibleres Format mit Platz für viel Text, Bilder oder Videos zu Dir? Starte mit Friendica. Kleine Randnotiz: Du solltest Dich von etwas komplexer scheinenden Oberflächen nicht abschrecken lassen (Tipp: es gibt eine Friendica-Hilfe).
Alles andere kannst Du Dir anschauen, wenn Du mal im Fediverse gelandet bist.
2. Such Dir eine passende Instanz
Ein paar Kriterien, die Dir helfen sollen, eine gute Instanz für Dich zu finden:
- Sie muss neue Leute aufnehmen, natürlich (es gibt auch geschlossene Instanzen).
- Welche Sprache(n) sprichst Du? Für englisch hast Du wie immer eine sehr große Auswahl, aber auch auf deutsch gibt es viele Instanzen. Viele Leute tröten in mehr als einer Sprache, deutsch und englisch sehe ich persönlich sehr viel, aber im Vorbeifliegen auch niederländisch, französisch und spanisch auf meiner Timeline.
- Besondere Instanzregeln: Vor allem nicht jugendfreie Inhalte sind auf vielen Instanzen nicht oder nur eingeschränkt erlaubt. Schau Dir in jedem Fall die Nutzungsregeln der Instanzen an, bevor Du eine auswählst.
- Ausrichtung/Thema der Instanz: lokale Instanzen können interessant sein, oder aber etwas thematisch Passendes wie zum Beispiel literatur.social, wenn Du Bücher schreibst, oder fediverse.science, wenn Du einen wissenschaftlichen Beruf hast.
- Wie oben schon erwähnt, wird der Instanzname Teil Deines Profilnamens, also such Dir ruhig eine klangvolle Domain aus. ohnepunktundkomma.org, zirk.us, shrediverse.net, toot.cafe…
- Betriebsamkeitslevel: Das kann ein Faktor sein, muss aber nicht. Wenn Du auf einer Instanz mit vielen Leuten bist, gibt es mehr auf der lokalen Timeline zu lesen – Du musst Dich dafür aber nicht zwangsweise interessieren. Gerade wenn Du auf einem Server mit Thema bist, kannst Du dort aber oft auch interessante Profile entdecken.
Wo findest Du Instanzen?
Für Mastodon: ein guter Startpunkt ist diese Liste deutschsprachiger Mastodon-Instanzen. Wenn Du englisch kannst, gibt es noch diese ausführliche Liste mit Filtermöglichkeiten.
Für Pixelfed: pixelfed.de ist nicht verkehrt, das ist die größte deutschsprachige Instanz mit aktuell knapp 40.000 aktiven Profilen.
Für Friendica: friendica.io hat für mich funktioniert, wenn Du einen cooleren Instanznamen möchtest, schau mal im Friendica-Verzeichnis.
Wenn Du filtern kannst und wirklich alles wissen willst, was es so gibt: filterbare Liste aller Instanzen (englisch)
3. Registriere Dich
Du brauchst nur eine Mailadresse und ein Passwort. Finde auf der Instanz Deiner Wahl den Registrieren-Knopf (bei Mastodon heißt er oft „Konto erstellen“), lies Dir die Instanzregeln gut durch, die Dir im Registrierungsvorgang angezeigt werden, trag Deine Kontodaten ein, und klicke anschließend noch auf den Bestätigungslink, den Du per Mail bekommst. Schon fertig!
4. Fülle Dein Profil aus
Jetzt kommt der spaßige Teil: Personalisierung. Da hast Du je nach Software unterschiedliche Möglichkeiten, sehr üblich sind jeweils ein Profilbild und ein Headerbild, also ein breites und ein quadratisches (das oft rund angezeigt wird), wie man das von anderswo schon kennt.
Wähl Deinen Profilnamen wie Du magst – Du darfst unerkannt bleiben bzw. einen Künstlernamen benutzen, wenn Du das möchtest. Oder nur Vorname, oder eben Deinen vollen Namen, ganz wie Du willst.
Oft gibt es dann noch weitere Felder für Links zur eigenen Webseite oder zu anderen Profilen, für Sprachen oder Interessen oder eine Beschreibung oder oder oder. Mein Mastodon bietet mir einfach „Zusatzfelder“, die ich beschriften kann wie ich will. Trag alles ein was Dir gerade einfällt, Du kannst das natürlich jederzeit ändern oder ergänzen.
5. Schreibe einen Vorstellungspost
Wenn Du Dein Profil so fürs Gefundenwerden vorbereitet hast, ist es Zeit Deinen allerersten Fediverse-Post zu schreiben! Stell Dich vor, wer Du bist und was Dich interessiert, und vielleicht auch wie Du im Fediverse gelandet bist und was Du Dir davon wünschst.
Ein paar Tipps: Hashtags sind gut (mit CamelCase für Lesbarkeit, fürs Finden macht es keinen Unterschied), #neuhier bzw. #neuHier sehe ich oft. Benutze sie auch zum Beispiel für Deine Lieblingsthemen oder eventuell Deinen Wohnort. Du kannst auch erstmal andere #neuhier-Posts lesen, so für Ideen. Schnupper bei meiner Mastodon-Instanz mal rein: #neuHier auf chaos.social. Und sie funktionieren auch in Deiner Profilbeschreibung, falls Du erstmal nur mit Themen und Interessensgebieten um Dich werfen möchtest.
Sonst noch: bitte schreib für Bilder und Videos immer einen Alt-Text (der kann auch „Bildbeschreibung“ oder so heißen). Das ist wichtig für bessere Zugänglichkeit, und darauf legen im Fediverse viele Leute großen Wert – es kostet nicht viel Mühe und gehört einfach zum guten Ton. Posts mit Bildern ohne Alt-Text werden auch bisweilen einfach nicht geteilt.
Was auch oft sinnvoll ist und auf manchen Instanzen sehr erwünscht, sind die Content Warnings. Für nicht jugendfreie Inhalte sind sie in der Regel Pflicht, für schwierige Themen wie z.B. Politik sieht man sie sehr häufig. Ob für das, was Du schreibst, eine Inhaltswarnung angebracht ist, ist letzten Endes Deine Entscheidung, es gibt oft kein klares Ja oder Nein. Ich finde es gut, sich das zu überlegen, denn es hat was mit Rücksichtnahme und gutem Miteinander zu tun.
Zu guter Letzt: Leute taggen kann sinnvoll sein (genau wie anderswo auch). Ich habe mal kurz vor der Bundestagswahl was zum Thema Selbständigkeit und ignoranter Politik getrötet und spaßeshalber die Linken und die Grünen getaggt – und da kam tatsächlich eine Antwort! Das hatte was, muss ich schon sagen.
Wenn Du das ausprobieren willst, nimm gerne mein Mastodon-Profil! Ich freue mich und winke dann zurück.
6. Stell Dir Deinen Input zusammen
Wir erinnern uns: Im Fediverse füttert kein Algorithmus Deine Timeline. Das heißt wenn Du nicht selbst für Nachschub sorgst, dann steht da einfach nix (und Du denkst womöglich, im Fediverse sei total tote Hose). Du kannst Dich für zwei verschiedene Dinge interessieren: Leute oder Themen.
- Fang mit den Themen an, die für Dich relevant sind, und abonniere passende Hashtags: #Selbständigkeit, #Hamburg, #Bücher, #WomenComposers…
- Überlege wem Du gern anderswo folgst und schaue ob es die Leute im Fediverse gibt. Und wenn nicht, dann lade sie doch dorthin ein!
- Schau wer lokal bei Dir im Fediverse sein könnte (in Tübingen z.B.: die Stadtwerke, die ortsansässige Chaos-Truppe, diverse Kulturstätten, die Universität).
- Wenn Du englisch kannst, folge dem Profil FediTips. FediFollows hat auch interessante Vorschläge.
- Stöber mal im lokalen Feed Deiner Instanz! Du kannst entweder Deine eigene Timeline anschauen (da gibt’s das was Du abonniert hast), oder alles, was auf Deiner Instanz so los ist, oder manchmal gibt es noch einen „globalen“ Feed (das wird mir persönlich meistens schnell zuviel).
- Und dann klick einfach bei jeder Gelegenheit auf anderer Leute Profile, die Dir irgendwo begegnen und deren Beiträge Du sympathisch findest. Benutz den Folgen-Knopf großzügig – und wenn Du irgendwann merkst, dass dieser eine Mensch doch eher nur Krams trötet, dann kannst Du genauso einfach auf Entfolgen klicken. Was Du regelmäßig siehst und liest, liegt voll und ganz in Deiner Hand.
Herzlichen Glückwunsch!
… schon gibt es Dich im Fediverse! Ich hoffe Du sagst mir kurz hallo, am besten mit meinem Mastodon-Profil: @netzhexe@chaos.social
Ein paar Worte noch zum Schluss: Das Fediverse ist selbstverständlich nicht perfekt, nicht zuletzt deshalb, weil sehr sehr viele der Beteiligten (vor allem in der Software-Entwicklung und im Betrieb der Instanzen) daran arbeiten, weil sie Spaß daran haben und die Sache wichtig finden, und in aller Regel ohne Geld dafür zu bekommen. Wenn man das bedenkt, schlackern mir ehrlich gesagt die Ohren – da werden in der Freizeit teilweise echt dicke Bretter gebohrt. Aber es gibt halt nicht auf Knopfdruck alles, was man sich so wünschen könnte, und wer nicht selber mitprogrammiert, sollte da auch erstmal nicht meckern.
So wie es im Moment läuft und aussieht, erwarte ich persönlich trotzdem rasante Weiterentwicklungen – es ist gerade so viel Schwung drin, und neue Leute bringen ja auch neue Kompetenzen.
Gelegentlich gibt es natürlich EU-Fördergelder oder sowas, aber es steckt wirklich soviel Herzblut und persönlicher Einsatz in absolut jedem Open-Source-Projekt, und das Fediverse ist keine Ausnahme. Ich möchte darum sagen: wenn es Dir möglich ist, Dein Lieblingsprojekt an irgendeiner Stelle finanziell zu unterstützen, dann ist das sicher nie verkehrt und bringt auch bei kleinen Beiträgen große Freude. Das gilt sowohl für die, die die Software entwickeln, also auch für die Admins Deiner Instanz(en).
Weitere Lesetipps
An dieser Stelle noch ein paar Artikel zum Fediverse auf deutsch (ich lese ja immer alles auf englisch, aber hier bemühe ich mich immer sehr um deutschsprachige Inhalte):
- „Fediverse, das wirklich soziale Medium“ auf digitalcourage.de
- „Social-Media Grundsätze: Einstieg ins Fediverse“ auf viennawriter.net
- „Das Fediverse – die bessere Social-Media-Welt?“ auf mobilsicher.de (etwas ältere Einführung, die kurz die Problematik mit den Nazi-Servern anreißt)